It Happens Between Us
It Happens Between Us entstand anlässlich der Ausstellung im Literaturforum im Brecht-Haus in Berlin. Das dreiteilige Bild ist Teil meiner Suche nach dem ethischen Moment in der Malerei. Dreh- und Angelpunkt dieser Suche ist die Philosophie des Anderen von Emmanuel Levinas, der die ethische Erfahrung nicht als eine Erfahrung der Moral, sondern als eine der Wahrnehmung beschreibt.
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Die Beschreibungen Barnett Newmans zu seinem Bild Onement I oder die Überlegungen François Lyotards zur Erhabenheit lassen sich hier verknüpfen. Eine Malerei, die sich der Präsenz der Farbe verschrieben hat, sich abkehrt von Form und Anspielung, lässt die Vorstellungskraft scheitern. Die unmittelbare Gegenwart der Farbe über die einzelnen Farbnuancen transzendieren diese. Sie gewähren einen Augenblick außerhalb einer kontinuierlich verlaufenden Zeit, welcher das rationale Denken durchbricht und eine unmittelbare Beziehung zur Materie schafft. Das Bild wird plötzlich als ein ›Gegenüber‹ wahrgenommen, als Wahrnehmende*r wird man zum* zur Empfänger*in eines ›Anrufs‹ und damit zum ›Du‹. Die Inversion vom ›Ich‹ zum ›Du‹ beschreibt Lyotard auch als eine vom Sehen zum Hören. Das Gemälde spricht: »Sieh mich, oder besser: Hör mir zu.« und weiter »Ich (der Betrachter) bin nur ein offenes Ohr für den Ton, der aus der Stille zu mir kommt, das Bild ist dieser Ton, ein Akkord.«
Die Begegnung mit dem Anderen, so wie Levinas sie charakterisiert, hat viel mit dem gemeinsam, wie das Kunstwerk von Lyotard oder Newman beschrieben worden ist. In dieser Begegnung wird das Ich vom Sender zum Empfänger. Diese Verschiebung ist kein Ereignis der Erkenntnis, sondern des Gefühls. Der Andere geschieht dem Ich jenseits von Begreifen und Bedeuten. Diese Irritation des Bewusstseins lässt das Subjekt aus sich heraus treten und empfänglich werden für das Sagen des Anderen. Dabei meint dieses Sagen vor allem die Existenz einer Beziehung, ein Sprechen vor aller lautvollen Äußerung.
So kann man auch mit der Malerei eine Beziehung schaffen, ein Gespräch zwischen Bild und Betrachter*in, wobei es nicht darum geht, was gesprochen wird, sondern allein, dass gesprochen wird. Das Bild ist das Gegenüber: es sagt, fragt, schweigt.